Trocknung und Fermentation von Rauchtabak
Die Produktion eines hochwertigen Tabaks erfordert eine Vielzahl von Arbeitsschritten. Sie gleicht einem Kunsthandwerk, das darauf abzielt, ganz besondere Aromen zu kreieren. Zwei essenzielle Arbeitsschritte hierfür sind die Trocknung und die Fermentation der Tabakblätter. Diese beiden Verfahren legen den Grundstein für den einzigartigen Geschmack und die besonderen Noten einer Zigarre, einer Zigarette oder eines Pfeifentabaks.
INHALTSVERZEICHNIS
- Die Trocknung von Tabak
- Vor der Trocknungsphase
- Die Trocknungsphase
- Die Trocknungsmethoden
- Die Fermentation von Tabak
- Fazit
Die Trocknung von Tabak
Die Qualität des Raucherlebnisses hängt stark von der Beschaffenheit des verwendeten Tabaks ab. Eine sorgfältige und schonende Trocknung ist daher unerlässlich, um aus den Tabakblättern ein hochwertiges Produkt für den Konsum zu machen. Im Zuge dieses Verfahrens werden dem Pflanzenmaterial nicht nur Feuchtigkeit entzogen, sondern auch Eiweiße, Zucker und Stärke. Das hat einen erheblichen Einfluss auf den Geschmack, die Brennbarkeit und die Struktur des Tabaks. Die Trocknung bildet zudem die Basis für die anschließende Tabakfermentation.
Vor der Trocknungsphase
Bevor die eigentliche Trocknung überhaupt beginnen kann, müssen die Tabakblätter geerntet werden. Die Ernte findet in mehreren Etappen statt, da die Tabakblätter einer Pflanze zu unterschiedlichen Zeiten erntereif werden. Das geerntete Material wird anschließend in spezielle Hütten, den Casas de Tabacos, transportiert, in denen das Trocknungsverfahren stattfindet.
Die Trocknungsphase
Die Tabaktrocknung erfordert vor allem eines: Zeit! Frisch geerntete Blätter haben einen sehr hohen Wasseranteil, der durch streng kontrollierte Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Trocknungsschuppen reduziert wird. Der Trocknungsprozess, auch als „Curado“ bekannt, nimmt je nach Verfahren 25 bis 60 Tage in Anspruch. Die Tabakblätter werden für die Trocknung sortiert, gebündelt und anschließend an sogenannten Cujes aufgehängt. Dabei handelt es sich um Holzstangen, die Schritt für Schritt von Bodennähe weiter nach oben in Richtung Decke gebracht werden.
Die Trocknungsmethoden
Es gibt für die Tabaktrocknung vier gängige Methoden, die sowohl die Trocknungsdauer als auch das Aroma beeinflussen. Hierzu zählen die Sonnentrocknung, die Lufttrocknung, die Feuertrocknung und die Röhrentrocknung. Die Sonnen- und Lufttrocknung werden als natürliche Trocknungen bezeichnet. Die Feuer- und Röhrentrocknung gelten gemeinhin als künstliche Trocknungsverfahren. Für Zigarrentabake werden meist natürliche Dehydrierungsverfahren genutzt, aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel.
Lufttrocknung
Die Lufttrocknung, deren Endprodukt auch „air-cured tobacco“ genannt wird, macht sich die Luft, die durch die Tabaktrockenschuppen dringt, zunutze. Die hölzernen Scheunen haben Fenster oder ähnliche Belüftungssysteme, die genug Frischluft in Umlauf bringen und einen gleichmäßigen Dehydrierungsprozess gewährleisten. Unter Tabakherstellern ist die Lufttrocknung die meistgenutzte Methode, allerdings dauert sie auch mit 45 bis 60 Tagen am längsten.
Sonnentrocknung
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei der Sonnentrocknung für „sun-cured tobacco“ um ein Verfahren, das die Energie des Sonnenlichts nutzt. Die Blätter werden in der Sonne ausgelegt und trocknen nach einiger Zeit in Trockenschuppen weiter. Durch die Sonneneinstrahlung wird den Blättern die Feuchtigkeit schneller entzogen. Das Resultat ist eine markantere Färbung und die Verkürzung des Prozesses auf etwa die Hälfte der Lufttrocknungszeit. Der Nachteil dieses Verfahrens ist jedoch, dass die Aromen unter der Sonnenbehandlung leiden und so weniger geschmackvolle Tabake entstehen.
Feuertrocknung
Bei der Feuertrocknung für „fire-cured tobacco“ kommt – wer hätte es gedacht – ein Holzfeuer in einer Hütte zum Einsatz. Die Tabakblätter werden nach einer verkürzten Lufttrocknung über dem Rauch eines Feuers angebracht. Hier trocknen sie schneller und bilden ein ganz besonderes Aroma aus, das charakteristisch für fire-cured Tabake ist.
Röhrentrocknung
Die vierte Möglichkeit, Tabakblätter zu dehydrieren, ist die Röhrentrocknung. Bei diesem Verfahren wird das Pflanzenmaterial künstlich erzeugter Wärme ausgesetzt. Die Trocknungsdauer wird dadurch deutlich verkürzt, was für die Produzenten einen großen Vorteil bietet. Das Produkt der Röhrentrocknung wird auch als „flue-cured tobacco“ bezeichnet.
Besonderheit: Kalfrisa
Die Trocknungsmethode Kalfrisa stammt aus Kuba und ist eine Abwandlung der Lufttrocknung, die den Prozess um mindestens die Hälfte verkürzt. Auch für dieses Verfahren werden Trocknungsschuppen verwendet, allerdings sind diese besonders gut gedämmt und nicht luftdurchlässig. Das Raumklima wird durch spezielle Belüftungs- und Heizsysteme gesteuert. So können Temperaturen von bis zu 30 Grad in den Schuppen herrschen, was den Tabakblättern noch schneller die Feuchtigkeit entzieht. Die Trocknungszeit beträgt dann etwa 25 Tage. Viele Verfechter der traditionellen Methoden stehen diesem Verfahren eher skeptisch gegenüber. Die Einstellung lautet: Gute Tabakprodukte brauchen eben ihre Zeit.
Die Fermentation von Tabak
Sind die Tabakblätter erst mal auf die eine oder andere Art getrocknet, folgt der nächste zentrale Schritt für die Herstellung aromatischer Tabake: die Fermentation. Dieses Verfahren ist noch zeitaufwändiger als die Trocknung, jedoch müssen die Blätter und das Raumklima weniger akribisch überprüft werden. Die Fermentation ist der wirkungsvollste Faktor für das Aroma eines Tabaks und entzieht ihm zusätzlich Nikotin, Eiweiß und Zucker.
Zigarrentabak fermentieren
Beim Fermentieren handelt es sich um einen Gärungsprozess, der den Tabakblättern den Zucker entzieht und sie reifen lässt. Für die Tabakfermentation werden die getrockneten Tabakblätter aufeinandergestapelt, bis der Stapel eine Tonne schwer ist. Anschließend wird alles mit Tüchern abgedeckt und der Fermentationsprozess kann beginnen. Im Inneren des Haufens entstehen Temperaturen von bis zu 50 bis 60 Grad und das ganz ohne die künstliche Zufuhr von Hitze. Während der 16 bis 24 Wochen andauernden Fermentation werden die Tabakblätter regelmäßig durchgemischt, sodass sie nicht zu lange an einer Stelle verweilen.
Für hochwertigere Zigarren erfolgt nach der ersten Fermentation eine zweite oder dritte. Durch das Wiederholen des Prozesses bilden sich vielschichtige, komplexe Aromen, die von vielen Aficionados geschätzt werden. Bekannte Zigarren, die dreifach fermentierten Tabak enthalten, sind beispielsweise Cohibas.
Feine Unterschiede: Zigarettentabak und Pfeifentabak fermentieren
Auch Zigaretten- und Pfeifentabake müssen fermentiert werden – das Verfahren nimmt jedoch meist deutlich weniger Zeit in Anspruch als bei Zigarrentabak. Der Grund dafür ist, dass die Tabake für derartige Rauchprodukte noch Zucker enthalten dürfen – anders als bei Zigarrentabak, in dem so wenig Zucker wie möglich zurückbleiben soll. Im Falle des Pfeifentabaks kommt hinzu, dass meist ohnehin eine Aromatisierung vorgenommen wird und der aromagebende Fermentationsprozess nicht in der ausgedehnten Form stattfinden muss. Trotzdem müssen all diese Tabaksorten den Gärungsprozess für eine gewisse Zeit durchlaufen. Sonst schmecken sie schlecht und können noch einen gewissen Anteil an Ammoniak enthalten.
Die Ausnahme: Künstliche Fermentation
Der Fermentationsprozess ist langwierig. Das kann für die Tabakindustrie schon mal ein Dorn im Auge sein. Aus diesem Grund nutzen einige Hersteller künstlich erzeugte Hitze, die dem Tabakhaufen zugeführt wird und den Gärungsprozess beschleunigt. Dieses Verfahren gilt jedoch eher als ein Zeichen für minderwertigere Zigarren und kommt eher für die Produktion von Zigarettentabak in Frage.
Fazit
Die Trocknung und Fermentation spielen eine entscheidende Rolle für die Qualität und den Geschmack von Tabakprodukten wie Zigarren, Zigaretten und Pfeifentabak. Durch die sorgfältige Auswahl der Trocknungsmethode und die fachgerechte Durchführung der Fermentation können Tabakhersteller einzigartige Aromen und Nuancen erzeugen. Dabei sind vor allem die natürlichen Methoden ein Zeichen höchster Qualität. Erstklassige Produkte erfordern einen höheren Produktionsaufwand, sind jedoch das Ergebnis eines meisterhaften Handwerks und bieten ein unvergleichliches Raucherlebnis.
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