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Die Geschichte des Tabaks

Die bekannteste und weit verbreitetste Art des Tabakkonsums ist das Rauchen – in Form von ZigaretteZigarre oder Pfeife. Daneben gibt es noch Kau- und Schnupftabak, der Konsum fällt also mannigfaltig aus. Aber woher stammt die Tabakpflanze, wann kam sie nach Europa und wie kam es zu dem traditionellen Rauchen?

Christoph Columbus ist an allem schuld!

Am 12. Oktober 1492 entdeckte der Seefahrer Christoph Kolumbus bekanntermaßen aus Versehen – er war auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien – Amerika. Dabei entdeckte der in Genua geborene Seefahrer nicht nur die Neue Welt, sondern kurz darauf auch den Tabak. Am 17. Oktober 1492 betrat Kolumbus eine andere, vermeintlich größere Insel, der er den Namen Juana gab. Später wurde sie Ferdinanda und letztlich Kuba genannt. In seinem Bordbuch hielt Kolumbus fest, dass zwei seiner Begleiter (Luis de Torres und Rodrigo de Xeres) bei der Erforschung der Insel eine große Anzahl indigene Bewohner antrafen, die „mit einer kleinen glimmenden Stange aus einem Kraut herumwandern, dessen Rauch sie einatmen, wie es ihr Brauch ist“.

Jeder große Seefahrer und jeder Expeditionsführer beanspruchte die Erstentdeckung des Tabaks für sich, jedoch haben Kolumbus und seine Leute im Laufe seiner vier Reisen von 1492 bis 1504 mit San Salvador, Kuba, Haiti, Guadeloupe, Puerto Rico, Jamaika, Venezuela, Kolumbien und Honduras Gebiete erforscht, in denen es tatsächlich Tabak gab. Dennoch besprechen bestimmte Historiker die Entdeckung des Tabaks dem Mönch Ramon Pane zu, der Kolumbus auf seiner zweiten Westindienreise begleitete und der auf Haiti Eingeborene beim Rauchen beobachtet haben soll.

Auch der florentinische Seefahrer Amerigo Vespucci, nach dem Amerika benannt wurde und im Dienste Spaniens und Portugals vier Seereisen nach dem neuen Kontinent unternahm, behauptete, den Tabak entdeckt zu haben. Ebenso gilt der Portugiese Fernao de Magalhaes (Magellan), der im Jahre 1519 zu einer Weltumsegelung aufbrach und nie zurückkehrte, als möglicher Entdecker des Kontinents.

Der Tabak kommt nach Europa

Im 16. Jahrhundert führten spanische, holländische, portugiesische und englische Seeleute den Tabak nach Europa ein. Zunächst breitete sich der Tabakkonsum in den nord- und westeuropäischen Ländern aus, die einen direkten Zugang zur Küste haben. In Deutschland kam der Tabakkonsum letztlich im frühen 17. Jahrhundert an und schnell entdeckten viele Menschen ihre Liebe zum Tabak – wie in ganz Europa. Es liegen keine genauen Daten vor, aber spätestens 1750 hatte sich der Tabak als Konsumartikel in Deutschland in weiten Kreisen der gehobenen Gesellschaft etabliert.

Es sind zahlreiche Ursachen für die schnelle Ausbreitung von Tabak auszumachen: Er war nicht nur vergleichsweise günstig, insbesondere als die einfach anzubauende Pflanze schließlich auch in Europa kultiviert wurde, man konnte ihn zur Not auch mit verschiedenen Zusatzstoffen, etwa getrocknetem Laub, strecken. Damit hatten wenig später auch untere soziale Schichten Zugriff auf Tabak, auch wenn dieser meistens von minderer Qualität war. Ein weiterer Vorteil für die niederen Schichten der Gesellschaft war die Wirkung des Tabaks als Appetitzügler. Demnach war der Tabak im bäuerlichen Stand, der im 18. Jahrhundert noch für drei Viertel der Bevölkerung stand, besonders beliebt. Ebenfalls trugen die großen Kriege der frühen Neuzeit, beispielsweise der Dreißigjährige Krieg und die Napoleonischen Kriege durch das Beispiel der Soldaten wesentlich zur Verbreitung des Tabakrauchens bei.

Der Tabak als Heilmittel

Führende Mediziner der westeuropäischen Kultur waren damals der Auffassung, dass Tabak ein wirksames Heilmittel darstellt. Sie begründeten die gesundheitsfördernde Wirkung des Tabaks mit der zur frühen Neuzeit noch allgemein gültigen Vier-Säfte-Lehre nach Gallen und Hippokrates. Demnach ergab sich die Gesundheit des Menschen durch ein ausgewogenes Verhältnis der Säfte Schleim, Blut und schwarze und gelbe Galle im menschlichen Organismus. Es galt die Ansicht, dass der heiße und trockene Tabakrauch überflüssigen Schleim im Blutkreislauf austrocknen konnte, was allerlei nützliche Folgewirkungen bedingen sollte – zum Beispiel die Stärkung des Herzens oder die Linderung von Menstruationsbeschwerden.

Tabak in der Neuzeit

Arbeiterinnen der Tabakmanufakturen wickelten Tabakreste der Zigarrenproduktion in Papier, um sie nicht zu verschwenden. Diese „papelitos“ genannten Mini-Zigarren wurden ab dem 18. Jahrhundert in Mexiko-Stadt verkauft und kamen Anfang des 19. Jahrhunderts über Spanien nach Frankreich. Dort bekam die Zigarette ihren heutigen Namen: Cigarette ist die französische Verkleinerungsform von cigare (Zigarre). Im Osmanischen Reich sowie in Russland war sie ebenfalls beliebt. Weil dort ein milderer als der europäische oder amerikanische Tabak angepflanzt wurde, schmeckten die Zigaretten vielen Konsumenten besser.

Weimarer Republik – der endgültige Siegeszug der Zigarette

Lag zu Beginn der Weimarer Republik in Deutschland der althergebrachte Konsum von Rauchtabak in der Pfeife im Vergleich zu den Zigaretten noch mit 31 Prozent zu 25,2 Prozent vorne, hatten 1936 die Zigaretten mit 35,5 Prozent Verbrauchsanteil die Rauchtabake mit 25 Prozent Marktanteil bereits überholt. Dass sich die Zigarette in der Moderne so rasch ausbreiten konnte, liegt besonders daran, dass das Rauchtempo der Zigarette an das allgemein stark beschleunigte Tempo der Moderne (Arbeit, Essen, Reisen) angeglichen war. Die Zigarette war ideal mit der neuen Arbeitswelt der Moderne vereinbar, während das Rauchen von Pfeife, allein aufgrund der langen Vorbereitung der Rauchutensilien, erheblich mehr Zeit in Anspruch nahm.

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